Für Dr. Anna Rada und Dr. Ulrich Specht vom Epilepsie-Zentrum Bethel sind die Studienergebnisse ein großer Schritt in Richtung der individualisierten Beurteilung der Fahreignung bei Menschen mit Anfällen. Bildrechte: v. Bodelschwinghsche Stiftungen, Fotograf: v. Bodelschwinghsche Stiftungen
Sind Menschen mit epileptischen Anfällen fahrtauglich? Bei Betroffenen, die an einer Gehirnentzündung durch sog. Oberflächen-Antikörper (Autoimmun-Encephalitis) erkranken, ist die Chance auf Anfallsfreiheit durch eine frühe und angemessene Therapie groß. Dennoch müssen Erkrankte laut aktueller Führerschein-Leitlinie erst ein Jahr ohne Anfälle bleiben, bevor sie wieder Autofahren dürfen.
Studie
Eine internationale Studie unter Federführung des Epilepsie-Zentrums Bethel in Bielefeld macht bestimmten Betroffenen nun Hoffnung auf eine frühzeitigere Rückkehr hinter das Steuer. Das Forscher-Netzwerk konnte dabei nachweisen, dass Patientinnen und Patienten, deren Erkrankung durch einen von zwei Antikörpern (NMDAR und LGI1) ausgelöst werden, sehr gut auf eine Immuntherapie ansprechen und anfallsfrei werden. Sind sie mindestens drei Monate anfallsfrei geblieben, ist das Risiko, zukünftig wieder Anfälle zu erleiden, so gering, dass sie bereits nach diesen drei Monaten wieder Auto fahren dürften.
„Die Fahrtauglichkeit ist ein ganz großes Thema unter den Patientinnen und Patienten, weil ein Verbot eine massive Einschränkung für sie bedeutet“, erläutert Dr. Ulrich Specht, Oberarzt am Epilepsie-Zentrum Bethel.
„Unsere Ergebnisse sind ein Schritt in Richtung zur individualisierten Beurteilung der Fahreignung bei Menschen mit Anfällen.“ so Dr. Anna Rada, Erstautorin der Studie und Oberärztin am Epilepsie-Zentrum Bethel.
Für LKW-, Bus- und Taxifahrer mit epileptischen Anfällen gelten hingegen strengere Vorgaben wegen des größeren Risikos von schweren Verkehrsunfällen bzw. Unfällen mit Fahrgästen.
(ots) PI v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel