Eine Seniorin testet die robotische Hose, die TUM-Wissenschaftlerin Enrica Tricomi mitentwickelt hat. Bildquelle: idw-online. Bild: © Uwe Anspach
Forschende der Technischen Universität München (TUM) haben eine robotische Hose entwickelt, mit der Menschen leichter laufen können und messbar weniger Energie verbrauchen. Besonders gebrechliche und ältere Personen sollen so länger mobil und gesund bleiben. „Damit kann man langsam gehen, aber auch joggen“, sagt TUM-Professor Lorenzio Masia. „Wir haben ein System entwickelt für Menschen, mit dem man sich gerne mehr bewegt. Das ist das gleiche Konzept wie das Elektrorad, nur für das Laufen.“
Die Konstruktion, die das möglich macht wurde von den Forschenden WalkON genannt, was so viel wie „Lauf einfach weiter“ heißt.
Gefühl der Sicherheit
Wer das System nutzt, fühlt sich sicher, wie eine Umfrage unter den Teilnehmenden der Studie ergab. Auf einer Skala von null (keine Kontrolle möglich) bis sieben (sehr gute Kontrolle möglich) landen die Bewertungen durchschnittlich bei über sechs. „Gerade bei älteren Menschen ist es wichtig, dass sie sich sicher fühlen“, sagt Masia, der sein System insbesondere bei Menschen für sinnvoll hält, die zwar etwas gebrechlich sind, aber noch keinen Rollator benötigen.
Er sieht neben älteren Menschen aber auch Personen, die durch eine Krankheit geschwächt sind, etwa ein schwaches Herz haben oder an Lungenerkrankungen leiden, als Zielgruppe der Entwicklung. „Laufen hilft ihnen, den Stoffwechsel zu verbessern, was sich wiederum positiv auf ihre Erkrankung auswirken kann“, sagt Masia. Dadurch, dass Nutzerinnen und Nutzer länger unterwegs sein können, sind sie insgesamt mobiler und unabhängiger. Dies hat kann eine positive Auswirkung auf die Lebensqualität bewirken.
Weiche Kleidung
Im Gegensatz zu Systemen, die als so genannte Exoscelette in Outdoorgeschäften bereits angeboten werden, handelt es sich nicht um ein hartes Gestell, sondern um weiche Kleidung. „WalkOn sieht mehr nach Kleidung aus und ist insgesamt nicht größer als ein kleiner Rücksack“, sagt Doktorandin Enrica Tricomi, die das System in den letzten vier Jahren Stück für Stück zu dem gemacht hat, was es jetzt ist. In der Zukunft wird ein modulares System entstehen, das sich der Nutzer selbst zusammenstellen kann, ist Prof. Lorenzo Masia überzeugt: „In ein paar Jahren kauft man sich eine kurze Hose, befestigt daran einen Motor, steckt zwei Kabel an und fertig ist das System, mit dem man in die Berge gehen kann.“
Die robotische Hose „WalkON“ ist innerhalb von einer Minute startklar. TUM-Wissenschaftlerin Enrica Tricomi demonstriert in einem Video auf Youtube (englisch), wie man sie anzieht und wie sie funktioniert.
Die Studienergebnisse wurden in Natur Machine Intelligence veröffentlicht.
Quelle: idw-online / PI TUM